GSSG | Gemeinnützige Stiftung Sexualität und Gesundheit

HIV-Prophylaxe (PrEP) als Schutz für Frauen

HIV-Prophylaxe (PrEP) als Schutz für Frauen
HIV-Prophylaxe (PrEP) als Schutz für Frauen

HIV-PrEP – Schutz auch für Frauen

HIV-Infektionen lassen sich auf vielfältige Weise verhindern. Zum Beispiel mit Kondomen, also dem klassischen Penis-Kondom. Oder dem in Deutschland oft noch als Geheimtipp geltenden Vaginal- oder Einführ-Kondom.

Antiretrovirale Substanzen

Die antiretroviralen Substanzen der PrEP schützen, indem sie sich dort anreichern, wo die Körperhöhlen beim Sex besonders empfänglich für HI-Viren sind: Im rektalen Gewebe und im vaginalen. Im rektalen Gewebe, also in der Analregion, wirken die PrEP-Substanzen sehr viel schneller als im vaginalen Bereich.

Die HIV-PrEP wirkt schon seit langem erfolgreich. Im Jahr 2012 wurde sie in den USA zugelassen. Seit 2017 übernehmen in Deutschland die gesetzlichen Krankenkassen alle Kosten rund um die PrEP. Bisher sind es hierzulande vor allem Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die sich mit der PrEP schützen.

Auch für Frauen

Die PrEP wirkt auch für Frauen. Über einige Besonderheiten informieren wir mit unseren Antworten auf häufige Fragen. Etliche Projekte der GSSG, wie das SHE-Programm oder die DHIVA, widmen sich der sexuellen Gesundheit von Frauen. Die Auswahl der Fragen und die Antworten orientieren sich ebenfalls an dieser weiblichen Perspektive.

Die PrEP ist aber für alle Menschen geeignet, die sich vor einer HIV-Infektion schützen möchten, egal ob weiblich oder männlich, cis, trans, inter oder nonbinär. Ein Informationsangebot für die männliche Perspektive gibt es zum Beispiel hier.

Frequently Asked Questions:

Die Abkürzung PrEP steht für Prä-Expositions-Prophylaxe. Sie ist ein Medikament für Menschen ohne HIV, die sich vorbeugend, also präventiv, vor eine HIV-Infektion schützen möchten. Das heißt: die PrEP ist eine Substanz, die vor einem möglichen Risikokontakt zum Einsatz kommt.

Durch die Einnahme der PrEP kann das relative Risiko, sich mit HIV zu infizieren, um 86 bis 99 Prozent reduziert werden. (cf. AWMF Leitlinien)

Gerade wenn ein erhöhtes Risiko besteht, zum Beispiel in der Sexarbeit, und der Schutz durch andere Präventionsmaßnahmen, zum Beispiel durch die Verwendung eines Kondoms, nicht immer möglich ist, kann die PrEP sinnvoll sein.

Wenn die PrEP-Medikamente richtig eingenommen werden (Zeiträume beachten!) schützt die PrEP ebenso sicher vor einer HIV-Infektion wie der Gebrauch von Kondomen oder der Schutz durch Therapie.

  • Grundsätzlich nur, wenn der eigenen HIV-Test negativ ist
  • Am besten erst nach einer ärztlichen Beratung
  • Es gibt die PrEP als Pille zum täglichen Schlucken; dann sollten Frauen, um ihr vaginales Gewebe zu schützen, mindestens fünf Tage vor dem möglichen Risiko damit anfangen
  • Es gibt die PrEP auch als Spritze

Die PrEP funktioniert als antiretrovirale Substanz. Das bedeutet: Die Medikamente verhindern, dass HI-Viren in Körperzellen eindringen und dass Zellen, die bereits vom HI-Virus befallen sind, sich weiter vermehren. Die Wirkstoffe der PrEP wirken dabei vor allem in den Schleimhäute, z.B. im Darm oder der Vagina, die bei einem Sexualkontakt mit Körperflüssigkeiten des/der Partner:in in Kontakt kommen.

Ganz wichtig: Die HIV-PrEP wirkt nur als Prophylaxe zur Vermeidung einer HIV-Infektion. Sie schützt nicht vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Wir empfehlen sich zu weiteren möglichen Präventionsmöglichkeiten beraten zu lassen.

Für Deutschland und Österreich empfehlen die AWMF Richtlinien den Einsatz eines Kombinationspräparat aus Emtricitabin und Tenofovir(disoproxil) (TDF/FTC) zum Beispiel das Kombinationspräparat „Truvada“.

Nein. Auch wenn die Wirkstoffe in der PrEP und der HIV-Therapie ähnlich sind, sind sie nicht genau gleich. Zum Beispiel sind die Wirkstoffe in der Therapie anders dosiert.

Die PrEP ist nur für Menschen ohne HIV geeignet. Für Menschen mit HIV ist sie nicht geeignet.

Die PrEP-Medikamente würden bei Menschen mit HIV unerwünschte Wirkungen haben, zum Beispiel können sich Resistenzen bilden. Deshalb ist es wichtig, vor dem Beginn der PrEP mit einem Test zu prüfen, dass wirklich keine HIV-Infektion vorliegt. HIV-Tests gibt es kostenlos und anonym bei vielen Gesundheitsämtern, Aidshilfen und Checkpoints. Auch ein HIV-Selbst-Test ist möglich.

Die PrEP ist besonders für Situationen mit einem erhöhtem Risiko für eine HIV-Infektion geeignet. Dazu zählt vor allem:

  • wenn Rektum oder Vagina Körperflüssigkeiten aufnehmen, die möglicherweise HI-Viren enthalten, also zum Beispiel Sperma beim kondomloser Sex mit einer Person, deren HIV-Status unklar ist

Unklar ist ein HIV-Status meist, wenn

  • die Beteiligten nicht offen über ihren HIV-Status sprechen (können)
  • Sexual-Partner:innen mit HIV erst seit kurzem eine antiretrovirale Therapie erhalten
  • Sexual-Partner:innen von möglichen Risiken berichten (z.B. Sex ohne Schutz; Nutzen von nicht sterilem Spritzbesteck, z.B. beim Drogengebrauch; Erhalt von Bluttransfusionen in Ländern mit sehr hohen HIV-Zahlen).

Es gibt aber auch medizinische Befunde, die gegen die Einnahme der PrEP sprechen. Sollte eine dieser Umstände bereits bestehen, wird von der PrEP abgeraten: HIV-Infektion, Hepatitis-B-Infektion, Nierenfunktionsstörung, Osteoporose.

Auch für minderjährige Personen ist Truvada als PrEP Medikament zugelassen. Allerdings sollten gerade Personen unter 21 sich bezüglich negativer Nebenwirkungen und Komplikationen beraten lassen, da sich manche Körper unter 21 noch im Wachstum befinden und empfindlich auf Medikamente reagieren können.

Sollte es während der Einnahme der PrEP zu einer Schwangerschaft kommen und weiterhin ein erhöhtes HIV-Risiko bestehen, wird empfohlen, die PrEP unverändert weiter einzunehmen. Um das Kind bestmöglich vor einer HIV-Infektion zu schützen, sollte sich die Mutter dazu beraten lassen. 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, woher man die PrEP bekommt.

Damit die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden, muss die PrEP von Ärzt:innen verschrieben werden, die sich schwerpunktmäßig mit HIV beschäftigen. Die dort tätigen HIV-Expert:innen können zur PrEP (und der Prävention von anderen STI) beraten und ggf. die PrEP Medikamente verschreiben.

Hier findet man eine Übersicht der Arztpraxen, die zur PrEP beraten und diese verschreiben:

https://www.hivandmore.de/aerzteverzeichnis/

https://www.dagnae.de/wp-content/uploads/2019/10/PrEP_%C3%9Cbersicht-011019_1.pdf

Meist werden Rezepte für drei Monate ausgestellt. Damit kann man dann die PrEP-Tabletten in der Apotheke abholen. Alle drei Monate sollte man sich zusätzlich auf STI untersuchen lassen. Bei diesen Begleituntersuchungen kann man sich dann ein neues Rezept ausstellen lassen.

Seit September 2019 können die PrEP-Medikamente und Begleituntersuchungen als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Das bedeutet: Wer bei einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, zahlt für die PrEP nur die übliche Rezeptgebühr.

Es ist auch möglich, sich die PrEP auf Privatrezept verschreiben zu lassen. Je nach Vertrag fällt eine Eigenbeteiligung an.

Damit die PrEP wirksam ist und nicht zu Resistenzen gegen HIV-Medikamente führt, ist es wichtig, dass man sich vor der Einnahme der PrEP auf HIV testen lässt.

Aufgrund des diagnostischen Fensters ist ein HIV-Test aktuell nur bezüglich des HIV-Status von sechs Wochen vor dem Test aussagekräftig. Deshalb sollte im Zeitraum von sechs Wochen vor dem Test (und dem Beginn einer PrEP) jede mögliche HIV-Risiko-Situation vermieden werden. Das bedeutet: entweder sich durch Kondome schützen oder in diesem Zeitraum komplett auf sexuelle Kontakte verzichten.

Außerdem sollten die Funktion der Niere und Leber untersucht werden, da es bei einer Unterfunktion zu möglichen Nebenwirkungen kommen kann. Auch eine Impfung gegen Hepatitis A und B wird aus Vorbereitung auf die PrEP empfohlen. Die Impfung/ Impfauffrischung gegen Hep A und B wird meistens von der Krankenkasse übernommen und ist je nach individueller Situation auch unabhängig von einer PrEP sinnvoll.

In den meisten Fällen wird empfohlen, die PrEP dauerhaft einzunehmen. Das bedeutet täglich einmal eine Dosis des Präparats zu schlucken.

In individuellen Fällen kann es auch sinnvoll sein, die PrEP für bestimmte Anlässe einzunehmen. Dazu sollte man sich in jedem Fall individuell beraten lassen.

Es ist bekannt, dass die Wirkstoffe der PrEP im Vaginalgewebe langsamer wirksam werden als im Rektum.

Eine übersichtliche Darstellung zum Einnahmeschema bietet die Deutsche Aidshilfe.

Außerdem ist es wichtig, die Hinweise auf dem Beipackzettel z.B. zum Einnahmeverhalten bei Erbrechen, zu beachten.

Auch für trans* Personen, die sich gerade in einer Hormon-Therapie befinden, kann die PrEP empfohlen werden. Es sind keine Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten der Hormon-Therapie und den Wirkstoffe der PrEP bekannt.

Nein, PrEP und PEP sind nicht das gleiche und sollten nicht verwechselt werden!

PrEP ist eine Prä-Expositions-Prophylaxe, wird also vor einer möglichen HIV-Exposition eingenommen. PEP ist eine Post-Expositions-Prophylaxe, wird also nach einer Risikosituation (zum Beispiel, wenn das Kondom gerissen ist) eingenommen.

Die beiden Medikamente können also nicht einfach für den jeweils anderen Zweck eingesetzt werden.

Das Kombipräparat Truvada wird schon seit vielen Jahren zur Behandlung einer HIV-Infektion eingesetzt. Die meisten Menschen vertragen dieses Medikament ohne größere Probleme oder Nebenwirkungen und auch ohne negative Langzeitfolgen. Nachdem Truvada für die PrEP nur zeitweise eingesetzt wird, lässt sich davon ausgehen, dass es dabei auch kaum zu Nebenwirkungen kommt.

Das manchmal genannte Risiko bzgl. der Nierenwerte oder Osteoporose sollte erwähnt werden, ist jedoch nach neuesten Studien relativ gering. Trotzdem ist es sinnvoll, vor, während und nach einer PrEP-Einnahme Nierenwerte sowie auch Knochendichte regelmäßig überprüfen zu lassen. Wird die PrEP wieder abgesetzt, normalisieren sich die Werte der Niere und der Knochendichte in der Regel wieder.

Wie bei den meisten anderen Medikamenten, können auch bei der PrEP Nebenwirkungen auftreten. Diese findet man auf dem Beipackzettel des Medikaments und kann sich darüber von Ärzt:innen oder Apotheker:innen informieren lassen. Generell sollte bei der Einnahme von Medikamenten auf negative Nebenwirkungen geachtet werden. 

Eine bewährte Möglichkeit ist es, die PrEP vor dem Schlafen einzunehmen.

Bei einer kontinuierlichen Einnahme der PrEP über einen längeren Zeitraum gewöhnt sich der Körper meist an das Medikament und die Nebenwirkungen nehmen immer weiter ab.

Magensäureblocker (Wirkstoffgruppe Antazida z.B. „Rennie“) können die Aufnahme der PrEP-Wirkstoffe über die Magenschleimhaut behindern. Daher sollten Magensäureblocker und PrEP zeitlich getrennt eingenommen werden. Falls man während der PrEP Schmerzmittel einnehmen möchte, sollte man Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen nehme, da hier keine Wechselwirkungen bekannt sind. Bei Diclofenac kann es hingegen zu für die Niere schädlichen Wechselwirkungen kommen. Mit den typischen Allergie-Medikamenten (Azelastin, Cetirizin, Ebastin, Fluticason oder Mometason) sind aktuell keine Wechselwirkungen mit der PrEP bekannt. Mit in der EU zugelassenen Impfstoffen (z.B. Grippeschutz, Covid) gibt es aktuell keine bekannten Wechselwirkungen.

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